Aktuelle, amtliche Bevölkerungsschutz-Warnungen für den Landkreis Karlsruhe

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Katwarn Warnungen

   
Versammlung Einladung alle V1a  TN SpringSOUNDs 2024
   

 Bekanntmachungen zu den Wahlen der Gesamtwehrführung

der Freiwilligen Feuerwehr Oberderdingen im Jahr 2024.

   

Das Feuerlöschwesen im 19. Jahrhundert in Derdingen und Umgebung

Details

Das alte Oberamt Maulbronn zu dem Derdingen gehörte wurde oft von Brand und Zerstörung heimgesucht. Das ist begreiflich bei der engen Bauweise und der Holzkonstruktionen, sowie dem damaligen Stand des Löschwesens. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Organisation des Feuerlöschwesens feste Formen an. In der Umgebung Derdingens wurden schon Mitte des 19. Jahrhunderts Freiwillige Feuerwehren gegründet. Das Feuerlöschwesen, wie es in jenen Jahren organisiert war, regelte sich nach der Landeslöschordnung von 1808 oder nach lokalen Feuerlöschordnungen, wie sie in vielen Städten und Gemeinden erlassen wurden.

Diese Feuerlöschordnung gliederte sich in drei Hauptteile:

  1. Feuerlöschinstrumente und andere hierzu dienliche Hilfsmittel

  2. Unmittelbare Löschanstalten

  3. Die nach dem Brand zu ergreifenden Maßnahmen

Ausgehend von diesen Verordnungen musste jede Gemeinde eine auf ihre Verhältnisse zugeschnittene „Localfeuerlöschordnung“ erlassen. Danach war jeder männliche Bürger verpflichtet, Löschhilfe zu leisten. Dies rief im Laufe der Zeit den Unwillen vieler Bürger hervor, so dass trotz verhängter Geldbußen manche ihrer Löschpflicht nicht nachkamen. Im Königreich Württemberg hatten diese Mängel schon in den Dreißiger- und Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts dazu geführt, dass mancherorts Freiwillige Feuerwehren gegründet wurden.

In Derdingen richtete man sich bis zum Jahre 1885 nach der Feuerlöschordnung von 1808. Solange bestand die alte Form der Pflichtfeuerwehr, nach der die gesamte Bürgerschaft zum Löscheinsatz verpflichtet war. Die Feuerwehr gruppierte sich in Rotten; Feuerreiter, Buttenträger und eine Rettungsmannschaft bildeten den Kern. Wann in Derdingen die erste Spritze gekauft wurde, lässt sich nicht mehr genau feststellen, sicher aber schon vor dem Jahre 1837. Gemeinderat und Bürgerausschuss fassten am 28.01.1837 folgenden Beschluss:

 „Der mit dem Kupferschmied von Königsbach getroffene Akkord über die Fertigung eines leinenen Schlauchs und mössingne Büxen zur Feuerspritze im Betrag von 59 Gulden 20 Kreuzer wird genehmigt.

Der mit dem Kupferschmied von Königsbach über die Herstellung eines 80 schuhlangen in 4 Stücken abzuteilenden zwillchenen Schlauches samt der hierzu nötigen Büchsen und sonstigen Vorrichtungen durch eine gemeinderätliche Deputation dahin abgeschlossene Akkord dass derselbe

  1. für den schlauch per Schuh 22 Kreuzer, total 29 Gulden 20 Kreuzer

  2. für 4 Paar messingene Büchsen 6 Gulden – total 24 Gulden

  3. für ein doppeltes Mundstück 6 Gulden

  4. für die weitere Vorrichtung zum Einschrauben an der Spritze aber null,

zusammen 59 Gulden 20 Kreuzer erhalten soll, wird durch einstimmigen Beschluß

  1. hiermit genehmigt und

  2. der Gemeindepflege zur  Auszahlung obigen Betrags legitimiert.“

  

59 Gulden waren damals eine Menge Geld, sie entsprachen etwa einem heutigen Wert von 1200 Litern Wein.

Aus diesem Eintrag geht hervor, dass in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine Feuerspritze vorhanden gewesen sein muss.

Aus dem ersten Derdinger „Fahrnisverzeichnis“ (Inventarverzeichnis) von 1840 geht die Ausrüstung der Derdinger Feuerwehr hervor, die damals schon in eine Oberderdinger und eine Unterderdinger Wehr gegliedert war. Aus einer langen Liste können wir folgende wichtige Ausrüstungsgegenstände entnehmen. Diese wurden unter der Aufsicht des „Oeconomiegemeindepflegers“ und „Frohnmeister“ überprüft:

1 alte Feuerspritze in Oberderdingen

1 alte Feuerspritze in Unterderdingen

2 Handspritzen in Oberderdingen

1 Handspritze in Unterderdingen

19 Feuerbutten

2 Feuerleitern in Oberderdingen

1 Feuerleiter in Unterderdingen

2 Feuerhaken

5 Segeltücher

1 langer leinener Schlauch mit Messing-Rohr zur Feuerspritze

2 Feuerfahnen (noch zu sehen im Heimatmuseum Mühlacker) (Bilder)

2 Stühle zum Aufstellen der Feuerbutten

3 Schapfen

5 leinene Feuereimer

 

1864 finden wir folgenden Eintrag:

1 neue zweispännige Patentsaugfeuerspritze mit verbesserter Saugeinrichtung

1 34 Fußlange Feuerleiter

 

Diese Geräte wurden im Unterdorf in dem alten Schulhaus, im Oberdorf in der Remise im Amthof aufbewahrt. Diese Remise wurde schon 1749 vom herrenalb`schen Stabsamt für diesen Zweck errichtet: „ ... auf unser Geschehens geziemendes Ersuchen im Namen Hochfürstlich gnädigster Herrschaft der Commun Dertingen die freye und keinen Teil praejudicirliche Vergünstigung wiederfahren laßen der ermeldete Commun zu Aufheb- und Verwahrung ihre Feuerspritzen und Feuer Aymer ein neues beschlossenes Repositorium dem Kirchturm gegenüber erbauen dörften, und zwar vornehmlich um dieser wichtigen Ursachen willen, damit nicht nur die Feuerinstrumente in Friedens- und Kriegszeiten von allem besorgenden Unfall und Mutwillen boßhafter Leute wohl verwahret bleiben...“

Die alte Remise steht noch heute und diente bis 1982 dem Bauhof der Gemeinde als Geräte- und Unterkunftsraum. Heute sind in der Remise die historischen Löschgeräte Derdingens (Hydrantenwagen, Handdruckspritzen, Leitern) untergebracht. 

 

Mit Vergnügen lesen wir einen Brief des Großherzoglich Badischen Bezirksamts Bretten vom Jahre 1834. Dem ist auch zu entnehmen, dass die Derdinger Wehr sich mit einer Spritze an der Löschung eines Brandes in Bretten beteiligte. Also besaß die hiesige Feuerwehr zu dieser Zeit schon eine Spritze. Der Brief im Wortlaut:

 

Großherzoglich Badisches Bezirksamt Bretten

an

Königlich Württembergisch Hochlöbliches Oberamt Maulbronn

 

Seine Königliche Hohheit unser verehrtester Großherzog haben mir bei dem dahier stattgehabten Brand den mündlichen erwünschten Auftrag gegeben, dem Hochlöblichem Königlichem Oberamte einstweilen sogleich Höchst ihren besonderen Dank für die so schleunige und wirksame Hülfe welche die benachbarten Königlich Württembergischen Behörden und Gemeinden, bei dem hiesigen Brand geleistet haben, auszudrücken.

 

In dem mich dieses höchsten Auftrags mit Vergnügen entledige bitte ich zugleich die Gemeinden Knittlingen, Maulbronn und Dertingen, die mit ihren Spritzen herbei geeilt waren, wovon besonders die erstere wie immer sich auszeichnete, hievon gefälligst in Kenntniß setzen zu wollen.

Hochachtungsvoll 

Bretten, 2. Jan. 1834

 

Die „Überlandhilfe“ funktionierte also auch damals schon. Man kann immer wieder lesen, dass die Wehren der Umgebung, von Feuerreitern alarmiert, zur Hilfe herbeieilten, wobei Amts- oder Landesgrenzen kein Hindernis waren. In der Not stand einer dem anderen bei. Samuel Friedrich Sauter beschrieb in einem Gedicht den großen Brand in Kürnbach 1827. In dieser Zeile erwähnte er auch die Derdinger Wehr:

„Wären nicht die Grenzer beigesprungen, weiter wär` die Wut der Brunst gedrungen...“

   
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