Aktivitäten Gesamt
10.11.2013 - Informationsveranstaltung für Führungskräfte: „Kommandantenseminar“ in Altensteig-Wart besucht
- Details
- Veröffentlicht: Sonntag, 10. November 2013 12:29
- Geschrieben von MW
- Zugriffe: 12847
Landkreis Karlsruhe/Altensteig-Wart. Vom Freitag, 08.11.13 bis Sonntag, 10.11.13 fand turnusmäßig das Führungskräfteseminar für die Feuerwehren des Landkreises Karlsruhe in Altensteig-Wart statt, an dem selbstverständlich auch wieder die Führungsriege unserer Wehr um Kommandant Oliver Schäfer teilnahm.
Neben aktuellen Themen aus dem Feuerwehrwesen zu dem unter anderem auch Kreisbrandmeister Thomas Hauck seinen Beitrag leistet steht auch der Feuerwehrsport fest im Programm der Tagung. Außerdem findet der Gedanken- und Informationsaustausch untereinander seinen wichtigen Platz wieder.
Weitere Informationen zum Seminar gibt es im unten angefügten Bericht des Kreisfeuerwehrverbands.
Bericht des Kreisfeuerwehrverbands Karlsruhe
Führungskräfteseminar der Feuerwehren des Landkreises Karlsruhe
Es ist bereits seit Jahren Tradition, dass Kreisbrandmeister Thomas Hauck zu einem im Rhythmus von zwei Jahren stattfindenden Seminar für die Führungskräfte einlädt. Hauck konnte aus allen Freiwilligen und Werkfeuerwehren des Landkreises Kommandanten und Abteilungskommandanten sowie Führungskräfte zum Weiterbildungsseminar begrüßen. Die besten Genesungswünsche übermittelte er auch im Auftrag der Teilnehmer an den erkrankten Verbandsvorsitzenden Rudolf Dieterle.
Zum Wochenendseminar trafen sich Führungskräfte der Feuerwehren des Landkreises Karlsruhe
Agathe Meinzer, stellvertretende Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes referierte über die Ergebnisse aus dem Arbeitskreis „plus 50“. Hier hat man sich seit 2009 um die Mitgliederwerbung für die Feuerwehren in allen Bereichen bemüht. Sie stellt eingangs klar, dass hier Mitglieder für die Jugendfeuerwehr ebenso geworben werden sollen, wie auch für die Einsatzabteilungen. Die Zahl 50 bezieht nicht, wie irrtümlich immer wieder vermutet wird, auf das Alter der zu gewinnenden neuen Mitglieder sondern auf die Zahl der in einem Jahr erwünschten neuen und zusätzlichen Mitglieder. Es wurde in den vergangenen Jahren landkreisweit auch diese Zahl erreicht. „Mitgliederwerbung nur mit der Verteilung von Flyern wird nicht erfolgreich sein“, stellte Agathe Meinzer fest. Sie stellt die in dem Arbeitskreis erarbeiteten Unterlagen, Vorlagen und Handreichungen vor. Weiter berichtet sie über Aktionen des Deutschen Feuerwehrverbandes zur Integration von Mitgliedern mit Migrationshindergrund. Gerade unter dem Blickwinkel des demografischen Wandels, ist der Blick in neuen Bevölkerungsgruppen mehr als wichtig. Meinzer berichtet weiter über verschiedene Aktionen des Arbeitskreises bei Messen, überörtlichen Seminaren und eine sehr gut gelungene Aktion in den Badischen Neuesten Nachrichten.
Für Sie ist es wichtig, dass die Feuerwehren sich dieser Thematik öffnen und sich sowohl nach außen aber auch ganz wichtig auch nach innen mit diesen Zielen beschäftigen. Sie und die Mitglieder des Arbeitskreises sind gerne bereit in die einzelnen Feuerwehren zu kommen, um für ihre Arbeit zu werben oder örtliche Veranstaltungen zu unterstützen. „Es wird uns nicht gelingen, die auch künftig erforderlichen Einsatzkräfte nur mit solchen Aktionen zu gewinnen“, stellt Willy Ness, Feuerwehrkommandant in Eggenstein-Leopoldshafen fest. Als Ergänzung und Unterstützung lobt er das Engagement des Kreisfeuerwehrbandes ausdrücklich. Kreisbrandmeister Hauck macht den Verantwortlichen Mut, neue Wege zu gehen und auch lange geübte Gepflogenheiten einmal zu verlassen. Weitere Diskussionsteilnehmer verweisen auf die teilweise schon bisher erfolgreiche Arbeit der Feuerwehren zur Verbesserung der Mitgliedersituation.
Jürgen Ringhofer, Polizeirat im Innenministerium, widmete sich einem ganz besonderen Thema. „Vom Brandmeister zum Brandstifter“. Ein provokanter Titel für eine leider realistische Problematik. Über die Situation in der Feuerwehr kennt Ringhofer sich gut aus. Er ist aktives Mitglied der Feuerwehr Kirchheim u. Teck. Dort fungiert er als Zugführer und sammelte viele Erfahrungen auch als Kreisausbilder für Grundausbildung und Truppführer im Landkreis Esslingen. Im Rahmen seiner Weiterbildung bei der Polizei hat er sich in einer Masterarbeit mit dieser, für die Feuerwehren immer wieder aktuelle Problematik befasst. Vorab war es schwierig in den Datenbeständen über die Brandstiftungen gerade auf Feuerwehrleute zu stoßen, die als Brandstifter überführt wurden. Eigene Datenbestände hierzu gibt es noch nicht. Mit 15 % stellt die Brandstiftung einen großen Anteil an den Brandursachen dar. Tatsächlich sind dann ca. 1 % der Täter Feuerwehrangehörigen. Diese Zahlen beziehen sich allerdings nur auf die aufgeklärten Fälle. Sehr eingehend zeigte Ringhofer die einzelnen Bestandteile seiner wissenschaftlichen Arbeit auf. Wissenschaftliche Betrachtungen der Brandstiftung führen oft zur Mitgliedschaft der Täter in der Feuerwehr. Auch die Motive für die Brandstiftungen haben oft ihre Grundlagen in der Feuerwehrtätigkeit. Neben dem Bericht zu den Straffällen zeigte er auch Hinweise zur Prävention auf. Im Wesentlichen handelt es sich um Fragen der Personalauswahl. Doch auch die attraktive Gestaltung der Ausbildung und von realitätsnahen Übungen können präventive Maßnahmen sein. Tatsache ist aber auch, dass die Feuerwehr ein Spiegelbild der Gesellschaft darstellt und dann gibt es eben auch bei der Feuerwehr statistisch Brandstifter. Gute Öffentlichkeitsarbeit und interne Veranstaltungen der Feuerwehr können diese Problematik aufklären, denn diese kann für jede Feuerwehr schnell Realität werden.
Agathe Meinzer, stellv. Verbandvorsitzende informiert Ersten Landesbeamten Knut Bühler über die Aktion „plus 50“ des Kreisfeuerwehrbandes
Sehr erfreut zeigte sich Kreisbrandmeister Hauck, dass er mit Knut Bühler den Ersten Landesbeamten des Landkreises Karlsruhe als weiteren Referenten begrüßen konnte. „Feuerwehr-Hannes und der Bürgermeister“ war sein Thema. Profunder Kenner der Rechtthematik zum Miteinander von Feuerwehr und Gemeinde ist Bühler nicht nur aufgrund seiner Dienststellung im Landratsamt. „Bei Herrn Gerhard Hildinger im Innenministerium, Verfasser eines Kommentars zum Feuerwehrgesetz, habe ich seit meiner Ausbildung ein sehr gutes Verhältnis“, berichtet er den Feuerwehrführungskräften. Eckpunkte der Freiwilligen Feuerwehr sind die Freiwilligkeit und die Selbstverwaltung obwohl man eine Einrichtung der Gemeinde ist.
Wesentliche Grundlage der Aufgabenzuordnung an die Feuerwehr stellt das Feuerwehrgesetz dar. Hier sind Begriffe wie Pflichtausgabe, Kannaufgabe und Freiwilligkeitsleistungen geregelt. Verbindliche Festlegungen sind in der Feuerwehrsatzung zu regeln oder der Bürgermeister kann einzelne Aufgaben per Organisationsregelung übertragen. Grundsätzlich nicht zu den Aufgaben der Feuerwehren gehören die sogenannten Freiwilligkeitsleistungen. Mit den Hinweisen zu den Aufgaben des Kommandanten und der Verpflichtung der Kommune eine leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen, zeigt Bühler die Basis für eine gute Zusammenarbeit auf.
Für die Vorträge am Samstagvormittag konnte Hauck Bezirksbrandmeister Dipl.-Ing. Jürgen Link als Referenten begrüßen. Gemeinsam mit Fachgebietsleiter Werner Rüssel widmete sich Link einem gerade in den letzten Jahren sehr häufig aufgetretenen Schadensszenario. „Neben der terroristischen Gefährdung stellt der Stromausfall die größte Gefahr für unsere Gesellschaft dar“, stellte Hauck eingangs fest. Eine Häufung von extremen Wetterverhältnissen hat auch bei uns mehrfach zu Stromausfall geführt. Hinzu kamen, wohl bedingt durch die veränderte Stromproduktion und Stromversorgung, weitere Ausfälle in der Versorgung mit Strom. „Blackout in Karlsruhe, mehrere Stadtteile über Stunden ohne Strom“ war auch in diesem Jahr zu lesen. Über die Netzstruktur, die Konzeptionen und auch die Risiken der zentralen Stromversorgung referierte Werner Rüssel sehr anschaulich anhand von aktuellsten Beispielen. Tatsache ist auch, dass ein längerer Stromausfall unweigerlich zum Chaos führen wird. Konkrete präventive Maßnahmen werden aufgezeigt und empfohlen. Betroffen sind eigentlich alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens. Die Auswirkungen sind jedoch unterschiedlich in den Folgen. „Wenn der Strom 14 Tage ausfällt, fallen wir ins Mittelalter zurück“, so die ernüchternde Feststellung über die Folgen.
Bezirksbrandmeister Dipl.-Ing. Jürgen Link vom Regierungspräsidium Karlsruhe berichtete über die Arbeit des landesweiten Arbeitskreises „Notfallplanung Stromausfall“. Neben den natürlichen und technischen Gefahren ergeben sich auch Gefahren in militärischen oder terroristischen Auseinandersetzungen. „ Wenn Geheimdienste sich damit brüsten, sie könnten in jeder Stadt der Welt den Strom abschalten, dann muss davon ausgegangen werden, dass dies auch Terroristen möglich sein kann“, so Link. Für die Feuerwehr und die weiteren Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben selbst ergibt sich aktuell die Frage der Betriebssicherheit beim Digitalfunk während eines flächendeckenden Stromausfalls. Auch für die Gemeinden, die als Ortspolizeibehörden ebenfalls Aufgaben im Katastrophenschutz haben, gibt es seit 2010 das Krisenhandbuch Stromausfall. Für die Anwendung dieser Vorlage sollen durch den Arbeitskreis Musterpläne und Handreichungen erarbeitet werden. Wesentliche Grundlagen der Notfallplanung sind die Bestandserhebung. Hier sind weitere Fachbehörden und Fachdienststellen gefordert aus ihrem Bereich die Daten zu erfassen. Genannt wurden Krankenhäuser, Apotheken, Arztpraxen aber auch landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltung. Im Bereich der öffentlichen Einrichtungen sind Rathäuser, Feuerwehrhäuser, städtische Hallen, Ver- und Entsorgungsbetriebe in den Fokus zu nehmen. Hier sind dann die Kommunen gefordert. Problematisch ist in jedem Fall bei einem Stromausfall auch die Grundversorgung mit Lebensmitteln, Kraft- und Betriebsstoffe sowie zuletzt auch mit Bargeld.
Für die Arbeit der Feuerwehren und der Katastrophenbehörden ist es von grundlegender Bedeutung, dass die Kommunikationswege gesichert sind. Im weiteren Programm des Arbeitskreises sollen in einer Bürgermeistertagung die Rathauschefs im ganzen Regierungsbezirk informiert werden. Bei dieser Veranstaltung Anfang 2014 sollen die Muster-Notfallpläne bereits vorgestellt und die Bestandserhebung gestartet werden. Kreisbrandmeister Hauck bedankte sich für den sehr interessanten und aktuellen Vortrag. „Auch wenn wir bei der Feuerwehr nicht ganz außen vor sind, ist doch die Kommune primär gefordert“, stellt er abschließend fest.
Ganz im Zeichen der Aktion „fit for firefighting“ stand der Nachmittag. Verschiedene Gruppen nahmen an einem Waldlauf oder einem ausgiebigen Spaziergang teil. Andere Teilnehmer beteiligten sich am Angebot des Kreisfeuerwehrverbandes zum Nordic Walking oder zur Gymnastik.
Informationen des Kreisbrandmeisters und des Kreisfeuerwehrverbandes standen am Sonntagmorgen im Mittelpunkt des Seminars. Erik Dammert, Kommandant der gastgebenden Feuerwehr Bad Schönborn stellte organisatorisches zum 6. Kreisfeuerwehrtag 2014 vor. Er stellte das Logo für die vom 11. bis 14. Juli 2014 in Bad Schönborn stattfindende Veranstaltung ebenso vor, wie die wichtigsten Programmpunkte. Die Feuerwehrabteilung Langenbrücken verbindet diese Veranstaltung mit ihrem Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen. Dammert berichtete über die Absicht das Einsatzspektrum der Feuerwehr und die Präsentation der verschiedenen Sonder- und Spezialeinheiten des Landkreises vorzusehen. Auch weitere Einheiten aus dem Bereich des Zivil- und Bevölkerungsschutzes werden vertreten sein. All dies soll auf einer Aktionsmeile rund um die weiteren Festaktivitäten präsentiert werden.
Kreisbrandmeister Hauck appellierte an die Seminarteilnehmer sich bereits heute diese Termine vorzumerken und auch die Präsenz bei den verschiedenen Angeboten zu gewährleisten. Die Abnahme der Leistungsabzeichen der Feuerwehr hat eine lange Tradition im Landkreis Karlsruhe. Bereits 1964 wurden die ersten Veranstaltungen durchgeführt. Dieses Ereignis jährt sich nun im nächsten Jahr zum 50. Mal und soll bei der Abnahme in Eggenstein gewürdigt werden. Hauck bittet in den Archiven nach Unterlagen aus den Anfängen des Leistungsabzeichens für eine kleine Ausstellung zu suchen. Außerdem sollte bei der jährlichen Abnahme eine entsprechende Anzahl von Gruppen teilnehmen.
Vor den Feuerwehren des Landkreises liegt ein arbeitsreiches Jahr. Neben den bereits angesprochenen Großveranstaltungen findet vom 9. bis 11. Oktober 2014 die Landesverbandsversammlung des Landesfeuerwehrverbandes in Ettlingen statt. Weitere Hinweise des Kreisbrandmeisters bezogen sich auf die neue Uniformen. Damit verbunden sind auch größere Investitionen der Kommunen für die Feuerwehren. Er wird von seiner Seite die Bürgermeister noch informieren und bittet die Feuerwehren eine Planung für die Ausstattung aufzustellen. „Dieses Thema sollte in den Feuerwehren transparent sein und kann auch eine Würdigung des Ehrenamtes darstellen. Die Uniform ist auch weiterhin die Ausstattung jedes Feuerwehrangehörigen“, stellt Hauck fest. Die ebenfalls angebotene Tagesdienstkleidung (Dienstanzug) ist vordringlich nur für bestimmte Aufgaben oder Funktionsträger geeignet.
Der Spatenstich für die neue integrierte Leitstelle für die Feuerwehren und den Rettungsdienst in Karlsruhe steht unmittelbar bevor. Stellvertetender Kreisbrandmeister Jürgen Bordt berichtet über den Zeitplan für diesen Neubau in Karlsruhe. Nach den derzeitigen Planungen ist der Wirkbetrieb im Jahr 2016 vorgesehen. In seinem weiteren Vortrag stellt er die konkreten Planungen vor. Ein Arbeitsraum im vierten Obergeschoss mit 17 Arbeitsplätzen wird der Kernpunkt der neuen Einrichtung sein. Notabfrageplätze, Stabs- und Sozialräume runden das Raumangebot ab. Die technischen Anforderungen garantieren und sichern auch eine Redundanz bei Ausfällen oder Störungen einzelner technischer Anlagen.
In Linkenheim-Hochstetten ist derzeit geplant, als Anbau an das dortige Feuerwehrhaus, eine zentrale Arbeitsübungsanlage für den Landkreis zu errichten. Dies ist erforderlich, da die Anlage an der Landesfeuerwehrschule 2016 nicht mehr zur Verfügung steht. Angegliedert wird auch ein gasbefeuerter Bereich für die Heißausbildung. Auch zu diesem Vorhaben berichtet Jürgen Bordt. Mit der Einrichtung eines Kreisfeuerwehrservers für die Terminplanung und die Lehrgangsplanung auf der Kreisebene soll der Workflow in diesem Bereich moderner und flexibler werden. Eine Arbeitsgruppe hat sich hier bereits erste Gedanken gemacht und im Jahr 2014 könnten schon einige Feuerwehren in den Probebetrieb eingebunden werden. Mit dem Hinweis des Kreisbrandmeisters, dass der Digitalfunk nicht so schnell im Landkreis eingeführt werden wird, konnte eine informative und erfahrungsreiche Tagung abgeschlossen werden.
Bericht und Fotos: EDGAR GEISSLER, Kreisfeuerwehrverband Karlsruhe, www.kfv-karlsruhe.de, 10.11.13