Am Mittwoch, 08.05.13 hatten die Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände Karlsruhe die Feuerwehren des Stadt- und Landkreises zu einem weiteren Themenabend nach Forst eingeladen. Themen dieser Weiterbildungsveranstaltung waren „Inklusion von Menschen mit Handicap in die Feuerwehren" und "Fassadenbrände - für die Feuerwehren beherrschbar?"
Mit Jochen Hautzinger von der Abteilung Oberderdingen sowie Stefan Kugler, Jürgen Schaub (Abteilung Flehingen) und Klaus Bögel von der Abteilung Großvillars nahmen vier Feuerwehrangehörige der Feuerwehr Oberderdingen an dieser rund dreistündigen Fortbildung teil.
Von der Referentin Dipl.-Pädagogin Nina Cox von der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten erhielten sie wichtige Informationen wie Menschen mit Behinderungen durchaus gut in eine Feuerwehr integriert werden und auch Aufgaben übernehmen können, auch wenn sie nicht immer an Einsätzen teilnehmen können bzw. dürfen. Es entstünden durch die Inklusion Situationen, durch die alle Beteiligten, Menschen mit Handycap, Feuerwehr und Gesellschaft profitieren.
Dipl.-Ing. Dieter Brein, Leiter der Forschungsstelle für Brandschutz in Karlsruhe, verdeutlichte in seinem Vortrag welche Probleme und Gefahren durch moderne Fassadendämmungen an Häusern bei Bränden auf die Feuerwehren zukommen, und dass dies zukünftig deutlich zunehmen werde.
Weitere Informationen zum Themenabend hier im Bericht des Kreisfeuerwehrverbands:
Inklusion und Brandgefahren durch Fassadenwärmeschutz Themen bei Fachvortrag
Die Freiwillige Feuerwehr Forst kann in diesem Jahr auf ihr 125-jähriges Bestehen zurückblicken. Für dieses besondere Ereignis wurde ein umfangreiches Festprogramm erstellt. Neben der Hauptveranstaltung vom 31. Mai bis 2. Juni fand nun auch ein Themenabend der Feuerwehrverbände aus Stadt- und Landkreis Karlsruhe in Forst statt. In der Waldseehalle trafen sich zahlreiche Führungskräfte aus den Feuerwehren zu aktuellen wichtigen Themen.
Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender Rudolf Dieterle konnte auch Kreisbrandmeister Thomas Hauck und dessen Stellvertreter Ulrich Koukola an der Spitze der Landkreisfeuerwehren begrüßen. Neben dem Vorsitzenden des Stadtfeuerwehrverbandes Ulrich Volz konnte Dieterle auch Dr. Markus Pulm und Florian Geldner als Vertreter der Branddirektion Karlsruhe begrüßen.
Mit dem Thema Inklusion sprach Nina Cox von der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten ein aktuelles Thema an. Für die Feuerwehren ist dies, wie die Referentin eingangs feststellte bereits in vielen Bereiche ein fester Bestandteil der tagtäglichen Arbeit. Als Dipl.-Pädagogin ist Cox innerhalb der Lebenshilfe für die Netzwerkarbeit zuständig. Neben den klassischen Kernkompetenzen der Lebenshilfe, Arbeiten und Wohnen widmet sie sich der Teilhabe am Leben für die von ihr betreuten Menschen. So führt sie ihre Arbeit auch regelmäßig in die Städte und Gemeinden im Landkreis Karlsruhe. Viele gemeinsame und auch sehr erfolgreiche Aktionen und Projekte hat sie mit Kommunen und Vereinen in den Gemeinden bereits verwirklichen können. „Wenn wir heute von Inklusion sprechen, dann wird zuerst auf die UN Behindertenkonvention verweisen. Diese ist seit 2009 auch in Deutschland verbindlich“ stellte sie diese Rechtsnorm als Verpflichtung auch für die Feuerwehr fest. Daraus ergibt sich auch das Motto der Lebenshilfe: "Mitten im Leben – Miteinander Leben" Aus diesen Zielen lassen sich viele Handlungsfelder ableiten. „Teilhabe und Mitwirkung auch im Freizeitbereich ist ein wichtiges Element und das kann gerade die Feuerwehr in der Gemeinde bieten“ trug Nina Cox als Vorschlag und Wunsch den Führungskräften der Feuerwehren vor.
Mit Stefan Tränkle, Mitglied der Feuerwehr Kraichtal-Unteröwisheim, verwies Cox auf eine sehr erfolgreiche Inklusion. In Interviewform berichtete Tränkle zusammen mit Cox über seine Motivation, über die Jugendfeuerwehr dann auch Mitglied der Einsatzabteilung zu werden. Auch wenn er nicht alle Aufgaben übernehmen kann und nicht an Einsätzen teilnehmen darf, ist er dennoch ein sehr engagiertes und zuverlässiges Mitglied seiner Wehr. Eine große Anteilnahme verspürte man im ganzen Saal, als er sich mit sehr bewegenden Worten für die Aufnahme in die Feuerwehr und die Möglichkeit des aktiven Mitwirkens bei seiner Abteilungswehr und bei seinem Abteilungskommandanten öffentlich bedankte und seinen größten Wunsch nach Spezialfeuerwehrhandschuhen für sein besonderes körperliches Handicap aussprach.
Aktivitäten und Maßnahmen zur Inklusion von Menschen mit Handicap in die Feuerwehr sieht Cox auch als gesellschaftliche Vorbildfunktion der Feuerwehr, als Chance der Feuerwehren neue Mitglieder vor Ort zu gewinnen und in der Summe als großen Gewinn für das Gemeinwesen. Mit einem Gedicht zur Feuerwehr von Georg Paulmichel, der trotz seines Handicaps ein sehr erfolgreicher Maler und Dichter aus Südtirol ist, schloss Cox ihren sehr interessanten und auch zum Nachdenken anregenden Beitrag.
"In Prad ist die Feuerwehr seit Menschengedenken aktiv.
Die Halle ist groß und voll von Schläuchen.
Die Feuerwehrmänner sind ohne Furcht und Tadel.
Dem Nächsten zur Wehr ist ihre Ehr.
Sie tragen blitzsaubere Uniformen.
Auf dem Feuerwehrball, da geht es hoch her.
Tanzbeine schwirren durch den Ballsaal.
Helme glitzern im Sonnenlicht.
Befehle hallen von Ohr zu Ohr.
Mit Fahnen und aufrechten Salütten wird strammgestanden.
Für die Tapferkeit gibt’s Urkunden und Medallien.
Wenn die Sirenen heulen, dann ruft die Tat.
Taten müssen vollbracht werden.
Ohne Schweiß kein Fleiß.
Die Feuerwehr braucht’s, das ist einfach klar."
Georg Paulmichl
1987, strammgefegt, BW Prad
Nach der Pause beschäftige sich der Themenabend mit einem sehr aktuellen und auch in der Öffentlichkeit sehr engagiert diskutierten Thema. Es ging um die besonderen Gefahren bei Bränden von Wärmeschutzverkleidungen. Mit dem Leiter der Forschungsstelle für Brandschutz aus Karlsruhe, Dipl.-Ing. Dieter Brein konnte ein international anerkannter Spezialist in der Brandschutzforschung als Referent gewonnen werden. Brein zeigte den Feuerwehrleuten die veränderte Technik bei der Wärmedämmung von Fassaden auf. Um das Ziel eines „Null-Energie-Hauses“ oder ganz einfach eine Einsparung von Heizenergie zu erreichen, werden immer mehr Fassaden mit immer dickeren Schutzhüllen umgeben. An aktuellem Bespielen aus dem In- und Ausland mit teilweise auch vielen Todesopfern zeigte Brein dramatische Folgen dieser neuen Technik im Brandfall auf. Für die Feuerwehren ist es in der Erstphase eines Brandes oft nicht sofort erkennbar, um welchen Fassadenaufbau es sich bei dem Objekt handelt. „Wenn man bedenkt, dass derzeit jährlich in Deutschland jeweils weitere 40 Mio. qm Fassade neu gedämmt werden, kann man errechnen wie sehr sich diese Problematik für die Feuerwehr ausweitet“ stellte Brein mit Blick in die Zukunft fest.
Die Analyse der jüngsten Einsätze mit Fassadenbränden habe gezeigt dass die Gefahren in der Bauphase am größten sind. Insbesondere in der Phase, wenn die Fassade noch nicht vollständig aufgebaut ist, besteht eine große Gefahr. Wenn diese Gebäude dann noch während der Sanierungs- oder Renovierungsphase benutzt oder gar bewohnt sind, steigert sich diese Gefahr besonders. Wenn die Fassaden vollständig hergestellt und nach den Regeln der Baukunst auch richtig aufgebaut sind, ist die Gefahr dann wesentlich geringer. „Von besonderer Bedeutung und wichtig ist die Erkundung nach besonderen Gefahren durch die Fassade durch den Einsatzleiter immer dann, wenn Brände an Fassaden oder in Gebäuden während der Bau- oder Sanierungsphase auftreten“, stellte Brein als Resümee fest.
Ulrich Volz, Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes bedankte sich für die Vorbereitung und Teilnahme an dem Themenabend. Sein besonderer Dank galt den Referenten für die interessanten Vorträge. Volz bedankte sich auch bei Projektleiter Eckhard Helms für die professionelle Organisation und bei der Feuerwehr Forst für die gute Betreuung und Bewirtung. Mit dem Hinweis auf einen angedachten gemeinsamen Themenabend im Zusammenhang mit der Messe Florian im Herbst dieses Jahres schloss er eine weitere, gemeinsame und erfolgreiche Veranstaltung der Feuerwehrverbände.
Quelle: EDGAR GEISSLER, Kreisfeuerwehrverband Karlsruhe, www.kfv-karlsruhe.de, 09.05.13