Am Samstag, 11.11.06 fand die diesjährige Hauptübung der Gesamtwehr Oberderdingen im Industriegebiet „Oberderdingen/Kreuzgarten“ im Ortsteil Flehingen statt. Als Übungsobjekt hatten sich die Übungsplaner das neu errichtete Firmenareal der Schreinerei Ippich am Robert-Bosch-Ring in der Nähe des Feuerwehrhauses der Abteilung Flehingen ausgesucht.
Angenommen wurde eine Verpuffung in einem Lackierraum mit anschließendem Brand. Dabei wurden laut Auskunft des Firmeninhabers drei Arbeiter vermisst. Die Übung wurde von der Übungsleitung um Kommandant Oliver Schäfer in drei leicht zeitversetzte Übungsteile aufgesplittet, um möglichst allen Übungsteilnehmern die Gelegenheit zu geben, ihre Aufgaben ohne größere Leerlaufzeiten zu erledigen . Ein Teil der Übung war die Brandbekämpfung und Menschenrettung im Innenangriff. Im zweiten Teil, ein Einsatz der technischen Hilfe, galt es ein Schwerlastregal zu sichern. Die dritte Aufgabe bestand in der Höhenrettung einer verletzten Person vom Spänesilo.
Gegen 16.20 Uhr rückten mit dem Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 der Abteilung Flehingen, dem Löschgruppenfahrzeug LF 20/20 der Abteilung Oberderdingen und dem Löschgruppenfahrzeug LF 8 der Abteilung Großvillars die ersten Einsatzkräfte am Übungsobjekt an. Sie bekamen die Aufgabe der Menschenrettung und Brandbekämpfung. Ihnen bot sich folgende Lage: Brand nach einer Verpuffung im Lackierraum, die Innenwände, eine Außenwand sowie die Zwischendecke des Lackierraums sind nach der Verpuffung stark deformiert. Die Fensterscheiben zur Gebäudeaußenseite sind geborsten, der Brand breitet sich auf den Innenraum und die Außenfassade aus. Ein Mitarbeiter meldet, dass sich ein Arbeiter zum Zeitpunkt des Unglücks im Lackierraum aufgehalten hatte, ein weiterer wollte ihm mit einem Feuerlöscher zu Hilfe eilen. Beide Personen sind vermisst.
Sofort machten sich daraufhin erste Atemschutztrupps mit C-Rohren von der Gebäudevorder- wie auch von der Hinterseite aus zum Innenangriff in die mittels Nebelmaschinen völlig verrauchte Halle auf. Im Inneren stießen die vorgehenden Trupps auf weitere Schwierigkeiten. Der direkte Zugang zum Brandraum war durch umgestürzte Holzbalken (real dargestellt) und Baustoffe sowie durch die deformierte Wand und die verklemmten bzw. abgeschlossenen Türen nicht möglich. Erst durch den Einsatz mehrerer Kettensägen und Brechwerkzeug gelang es schließlich zum Brandherd vorzudringen. Hier wurde auch einer der vermissten Arbeiter gefunden, und ins Freie gebracht. Das Feuer konnte danach rasch gelöscht werden.
Der zweite vermisste Arbeiter hatte sich zwischenzeitlich bei der Einsatzleitung gemeldet. Insgesamt kamen bei der Brandbekämpfung fünf Atemschutztrupps mit vier C-Rohren und der Wärmebildkamera zum Einsatz. Vor der Halle standen weitere Sicherungstrupps bereit. Die Halle wurde parallel zum Innenangriff mit mehreren Hochdrucklüftern vom Rauch befreit. Außerdem wurde die Wasserversorgung sichergestellt und die Einsatzstelle ausgeleuchtet.
Im zweiten Übungsabschnitt hatten die kurze Zeit später eingetroffenen Besatzungen vom Rüstwagen RW 1 (Oberderdingen) und vom Tragkraftspritzenfahrzeug TSF (Flehingen) die Aufgabe ein umsturzgefährdetes Schwerlastregal zu sichern, das an einer Wand des Lackierraums befestigt war und durch die Verpuffung in eine gefährliche Schräglage kam. Auf dem Regal lagerten Materialien mit einem Gewicht von rund 2,5 Tonnen und von erheblichem Wert.
Um zeitgleich arbeiten zu können, wurde als Übungskünstlichkeit auf dem Firmenhof ein Schwerlastregal in Schrägstellung aufgebaut und zur Sicherheit mit einem LKW-Ladekran gegen unbeabsichtigtes Umstürzen gesichert. Der Kran konnte von der Einsatzmannschaft natürlich nicht für die Aufgabenbewältigung benutzt werden. Das Regal und die eingelagerten Lasten wurden schließlich mit Bausprießen, diversen Rüsthölzern sowie mit Spanngurten gegen ein Umstürzen gesichert.
Die dritte Aufgabe der Hauptübung war eine Höhenrettung am rund 15 Meter hohen Spänesilo. Hier kamen die Einsatzkräfte der Drehleiter DLA (K) 23/12 (Flehingen) und des Oberderdinger Tanklöschfahrzeuges TLF 16/25 zum Einsatz. Sie mussten einen regungslosen Arbeiter auf einem Außenpodest des Silos in ca. 12 Metern Höhe retten. Er hatte das Silo auf eine eventuell über die Absauganlage ausgelöste Brandausbreitung kontrollieren wollen und sich beim Einstieg in die Luke eine schwere Kopfverletzung zugezogen, so dass er möglichst schonend gerettet werden musste.
Nach der Lageerkundung und der Erstversorgung des Verletzten durch zwei zu ihm aufgestiegene Feuerwehrleute konnte er wegen der äußerst beengten Platzverhältnisse in einer sehr schwierigen Aktion mittels Rettungsbrett und Schleifkorbtrage über die Drehleiter gerettet werden.
Die Einsatzleitung um den Oberderdinger Abteilungskommandanten Benedikt Kicherer wurde von Mitgliedern der Führungsgruppe, die mit dem Einsatzleitwagen ELW 1 angerückt waren, unterstützt. Sie übernahmen die Kommunikationsführung, die Atemschutzüberwachung und die Dokumentation.
Nach rund einer Stunde konnte die Übung, an der ca. 60 Feuerwehrangehörige aller drei Abteilungen beteiligt waren, abgeschlossen werden. Sie wurde unter den kritischen Augen der Übungsplaner und des Unterkreisführers Hans Meffle beobachtet und ausgewertet. Oberderdingens erster Beigeordneter Edgar Knorr und einige Gemeinderäte machten sich vor Ort ebenfalls ein Bild von der Leistungsfähigkeit der Feuerwehr. Knorr bedankte sich beim anschließenden Essen im Flehinger Feuerwehrhaus bei den Feuerwehrangehörigen für das große ehrenamtliche Engagement zum Schutz der Mitbürger.
Wir möchten uns der Familie Ippich für die Mithilfe, bei den Übungsplanern, dem Küchenteam und bei allen Mitwirkenden recht herzlich bedanken.
Fotos: Feuerwehr Oberderdingen