Am Montag, 28.06.04 nahm die Feuerwehr Oberderdingen mit allen drei Abteilungen an einer groß angelegten Übung im östlichen Landkreis Karlsruhe teil. Angenommen wurde eine sog. flächendeckende Großschadenslage, wie sie v.a. nach Unwettern (z.B. Sturm oder Hochwasser) auftreten. Nach den Erfahrungen beim Orkan Lothar im Dezember 1999 und den dabei erkannten Problemen (Überlastung der Führungsstrukturen) wurde im Landkreis Karlsruhe ein neues Konzept zur Führungsorganisation bei solchen Großereignissen erarbeitet.
Zunächst wurde deshalb der Landkreis in vier Alarmzonen (Nord, Süd, West, Ost) aufgeteilt. Die Alarmzonen setzten sich aus jeweils zwei der bereits schon bestehenden Unterkreise zusammen. Durch diese Aufteilung können - in Verbindung mit der digitalen Funkalarmierung (flächendeckende Ausrüstung befindet sich im Aufbau) – binnen kürzester Zeit alle Feuerwehren einer oder mehrerer Alarmzonen selektiert alarmiert werden.
Die neue Führungsstruktur sieht weiterhin vor, dass wegen der besseren Ortskenntnis und auch zur Entlastung der Feuerwehrleitstelle Karlsruhe die anfallenden Einsätze auf Stadt- bzw. Gemeindeebene selbst koordiniert werden. Dafür wurden als unterste Führungsebene in jeder Gemeinde (teilweise im Zusammenschluss zweier kleinerer Gemeinden) sog. Führungshäuser eingerichtet, die mit örtlichen Feuerwehrkräften, den „Führungsgruppen“ besetzt werden. Sie unterstützen den örtlichen Einsatzleiter und sind mit einer festgelegten Mindestausstattung an Kommunikationsmitteln (Funk, Telefon, Fax) sowie den entsprechenden Räumlichkeiten ausgestattet.
Die aus den von der Feuerwehrleitstelle entgegengenommenen Notrufen entstandenen Einsatzaufträge werden an die Führungshäuser weitergeleitet. Dort werden dann die geeigneten und vorhandenen Einheiten und Fahrzeuge entsprechend der Einsatzpriorität disponiert. Dabei muss beachtet werden, dass für sog. zeitkritische Einsätze (Einsätze zur Rettung von Leben oder bedeutender Sachwerte wie
z.B. Wohnungsbrände) ausreichend Reservemöglichkeiten bereitgehalten werden, denn Überlandhilfe ist bei flächendeckenden Ereignissen meist nicht möglich, da alle Wehren im eigenen Ort gebunden sind.
Zur Entlastung des Funkverkehrs werden die Aufträge per Fax übermittelt, außerdem hat jede Gemeinde für solche Ereignisse einen eigenen lokalen Funkkanal zur Kommunikation zwischen Führungshaus und den eingesetzten Fahrzeugen. Die Führungshäuser stehen parallel über ein zweites Funkgerät mit der Leitstelle in Verbindung. Rück- und Lagemeldungen gehen von den Einsatzkräften vor Ort zunächst ins zuständige Führungshaus, werden dort gesammelt und an eine zwischengeschaltete Führungsebene, dem Abschnittshaus weitergeleitet. Jede Alarmzone hat ein Abschnittshaus, in dem die eingehenden Meldungen sondiert und ggf. gebündelt zur Leitstelle übermittelt werden. In der Leitstelle sitzt auch der Lagedienst und der Krisenstab.
Bei der jetzt durchgeführten Übung wurde eine Großschadenlage im Bereich der Alarmzone Ost, bestehend aus den Unterkreisen Bretten und Kraichgau (mit Abschnittshaus in Bretten) angenommen. Rund 500 fiktive Einsätze, meist überflutete Keller und umgestürzte Bäume, aber auch Brände und Rettungen mussten dabei von rund 300 Feuerwehrleuten der Wehren aus Bretten (mit allen Stadtteilen), Gondelsheim, Oberderdingen mit den Ortsteilen Flehingen und Großvillars, Kürnbach, Sulzfeld, Zaisenhausen, Kraichtal (mit allen Stadtteilen), Östringen (mit allen Ortsteilen), Bad Schönborn und Kronau über eine Zeitspanne von ungefähr drei Stunden bewältigt werden.
Von den drei Oberderdinger Abteilungen nahmen 30 Feuerwehrangehörige an der Übung im Führungshaus Oberderdingen sowie in den Fahrzeugen teil. Die Übung soll die Leistungsfähigkeit des neuen Konzepts zeigen, und die Zusammenarbeit der beteiligten Stellen fördern, sowie Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen. Vor allem aber soll auch die Zeitspanne zwischen dem Eingang eines Notrufs und der tatsächlichen Erledigung der Einsätze ermittelt werden. Die Auswertung der Übung erfolgt in den nächsten Wochen, allem Anschein nach verlief sie aber erfolgreich. Weitere Übungen dieser Art werden in den anderen Alarmzonen folgen.
Fotos: Feuerwehr Oberderdingen