Oberderdingen. „Ein Tag wie bei der Berufsfeuerwehr“ - unter diesem Motto traf sich die Jugendfeuerwehr Oberderdingen am vergangenen Wochenende im Feuerwehrgerätehaus Oberderdingen. Im Rahmen einer Wochenendfreizeit durften wir erleben, wie das Leben bei einer Berufsfeuerwehr sein kann. Dazu wurden wir in 2 Löschzüge eingeteilt. Im Feuerwehrhaus wurden Schlafräume bezogen und die Einteilung auf die Fahrzeuge vorgenommen. Beim Abendessen gab es „heiße“ Diskussionen über die einsatztechnisch richtige Positionierung der Einsatzuniform und welche Einsätze uns wohl erwarten würden?! Wann würde es wohl losgehen? Nach dem Abendessen vertrieben wir uns die Zeit mit Spielen und manch einer besuchte recht früh seine Luftmatratze um ein paar Stunden „vorzuschlafen“.
Um 0.00 Uhr begann dann die Schicht des 1. Löschzuges und der erste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten. Um 0.28 Uhr erfolgte unsere erste Alarmierung „Strombergschule Feuermelder eingelaufen“ und wir rückten mit Einsatzleitwagen (ELW), Tanklöschfahrzeug (TLF) und Löschgruppenfahrzeug (LF) aus. Dort angekommen befahl der Gruppenführer: „Absitzen und Einsatz mit Bereitstellung“ und erkundete die Einsatzstelle.
Für die Trupps auf dem Auto hieß dieser Befehl, dass sie die Wasserversorgung bis zum Verteiler aufbauen sollten, bis der Gruppenführer sich über den weiteren Einsatzverlauf Gedanken gemacht hatte. Nach seiner Erkundung befahl er „zum Abmarsch fertig“, denn die Brandmeldeanlage war defekt und man musste die Wartungsfirma und den Hausmeister verständigen. Nachdem alles wieder abgebaut und in die Autos geräumt war, ging man den gesamten Einsatzablauf mit den „Youngsters“ noch einmal langsam durch. So gegen 1 Uhr war unser Einsatz „Fehlalarm“ beendet und die Autos wieder im Feuerwehrhaus.
Einige waren nun doch eher bereit etwas an ihrer Matratze zu horchen. Zumindest bis zum nächsten Einsatz, der uns um 5:35 Uhr wecken sollte. Wir hatten uns mit unseren Einsatzuniformen schlafen gelegt, so dass wir schon nach drei Minuten die Einsatzfahrzeuge besetzen konnten (wir mussten nur noch auf unsere Maschinisten warten!).
Wir starteten unsere Einsatzfahrt und fuhren zum Gewann Kreusslen um einen 200 m² Flächenbrand zu löschen. Der Gruppenführer erkundete die Einsatzstelle und befahl mit Schnellangriff aus dem Löschgruppenfahrzeug und dem Tanklöschfahrzeug das Feuer rasch zu löschen. So zog der Angriffstrupp die Schnellangriffsleitungen, mit Unterstützung des Wasser- und Schlauchtrupps nach der Befehlsvergabe aus den Fahrzeugen zur brennenden Fläche vor und löschte das Feuer. Der Gruppenführer erkundete die Einsatzstelle nachdem das Feuer gelöscht war und befahl seinem Melder gegen 5:49 Uhr den Funkspruch an die Leitstelle „Feuer schwarz“ zu melden. Wir verließen die Einsatzstelle gegen 6 Uhr in Richtung Feuerwehrgerätehaus, bestückten die Autos wieder, räumten auf, und machten uns schnurstracks auf den Weg in unsere Betten.
Leider ließ der nächste Einsatz nicht lange auf sich warten. Um 7:23 Uhr wurden wir von der Brandmeldeanlage in der Aschingerhalle alarmiert und rannten erneut zu den Fahrzeugen um in den Einsatz zu fahren. Die LF-Besatzung konnte die Einsatzstelle noch anfahren, jedoch musste die TLF-Besatzung, zu deren Bedauern, ihre Einsatzfahrt abbrechen. Der Hausmeister hatte bereits bei der Leitstelle gemeldet, dass es sich um einen Fehlalarm handelte. Der Gruppenführer des LF´s überzeugte sich selbst vor Ort, danach fuhren sie ins Feuerwehrhaus zurück.
Nach so einer aufregenden Nacht war es endlich Zeit für ein Frühstück. Auf uns warteten Kaba, Kaffee, Nutella, Marmelade und lecker duftende Brötchen. Noch während unserer ersten Stärkung und Berichterstattung beim 2. Löschzug (der die Nacht im DRK-Saal gegenüber verbracht hatte) über die vergangene Nacht erfolgte unser vierter Einsatz, als wir gegen 8:27 Uhr alarmiert wurden.
Es erwartete uns ein Verkehrsunfall im Heiliggrund mit einer nicht ansprechbaren Person hinter dem Steuer. Nach Erkundung und Befehlsvergabe des Gruppenführers klemmte der Angriffstrupp als erstes die Batterie ab und der Wassertrupp sicherte die Unfallstelle mit Warndreieck und Blitzer. Nach kurzer Zeit wurde die verletzte Person vom Angriffstrupp und Wassertrupp aus dem Auto befreit und außerhalb der Unfallstelle auf der Krankentrage vom Wassertrupp betreut. Der Schlauchtrupp und der Angriffstrupp dichteten derweil den nahe liegenden Kanal mit einem Dichtkissen ab, da „improvisiertes“ Öl in den Abfluss floss. Nachdem der Gruppenführer die Unfallstelle inspiziert hatte und zum Abmarsch befohlen hatte, wurde die Einsatzstelle geräumt und zum Feuerwehrhaus zurückgefahren. Einsatzende war gegen 9.15 Uhr.
Zurück im Feuerwehrhaus machten Thorsten Reiner und Tomislav Tomanic eine kleine Exkursion mit den Jugendlichen „Wie man richtig mit Feuerlöschern umgeht…“. Die beiden hatten für weitere „Übungszwecke“ einen Parcours aufgebaut, den jeder von uns mit einem Feuerlöscher durchlaufen musste.
Anscheinend hatten wir uns genug erholt, denn es folgte Einsatz Nummer 5. Tierrettung stand auf dem Programm. Eine verängstigte Katze (ein SWR3 Plüsch-Elch) hat sich auf einem Baum neben dem Schwimmbad verirrt und kam nicht mehr herunter. Uns war gleich klar, dass wir mit Steckleiter zum Baum vor müssten, um die „Katze“ wieder herunterzuholen. Schnell holten wir 4 Steckleiterteile vom LF herunter und platzierten sie vor dem besagten Baum, um an ihm anzuleitern. Nach kurzem Besteigen der Leiter war der Elch gerettet und wir konnten die Leiter wieder aufräumen.
Gegen halb zwölf kamen wir hungrig wieder im Feuerwehrhaus an, doch wir wurden von Nadine vertröstet und mussten uns noch ein wenig gedulden. So endete unsere Schicht gemütlich im Sonnenschein und der 2. Zug konnte seine Schicht antreten. Wir tauschten unsere „Schlafgemächer“ mit dem anderen Zug und konnten den restlichen Tag mit Spielen und Ausruhen verbringen.
Den 2. Zug traf es hart, denn sie wurden kurz vor dem Mittagessen um 12.20 Uhr zum Einsatz gerufen. Ein Feuermelder hatte sich in der Strombergschule durch technischen Defekt selbst ausgelöst. Wie schon in der gestrigen Nacht der erste Zug, fuhren auch wir zur Strombergschule hinauf um die Ursache für die Alarmierung zu prüfen. Nach gründlicher Inspektion stellten wir einen Fehlalarm fest und der ganzen Gruppe wurde noch mal erklärt wie sie sich bei solch einer Alarmierung verhalten sollte. Nachdem alles klar war fuhren wir wieder zurück um endlich zu Mittag zu essen, zumindest das, was uns der 1. Zug noch übrig gelassen hatte.
Nachdem auch wir mit essen fertig waren, gab es für uns keine Ruhe, denn um 14.02 kam unser Einsatz Nummer 2. Ein „Keller“ (Poolbecken) war überflutet, also mussten wir mit Tauchpumpen das Wasser aus dem Keller pumpen. Dieser Einsatz forderte uns etwas länger, denn die Tauchpumpe aus dem TLF war defekt, sodass die Tauchpumpe aus dem LF alleine arbeiten musste. So hatte die Besatzung vom TLF nichts mehr zu arbeiten und fuhr zurück zum Feuerwehrhaus. Die Besatzung aus dem LF kümmerte sich alleine um den Wasserschaden und kam somit erst gegen 15 Uhr wieder zum Feuerwehrhaus zurück.
Wir hatten dann tatsächlich ein wenig Freizeit und nutzten diese für „in der Sonne aalen“, Indiaca spielen, Betreuer ärgern usw. Die Ruhepause hielt ca. eine Stunde an, denn um 16.13 Uhr hatte sich der nächste SWR3 Elch in einer Baumkrone verirrt und war somit Einsatz Nummer 3. Dies war ein störrischer Elch, denn er ließ sich nicht so leicht retten, wie der von heute morgen. Einsatzende war um ca. 17 Uhr.
Im Feuerwehrhaus gab es etwas „Nervenfutter“ in Form von Kaba, Kaffee, Hefe- und Nusszopf. Um 19:31 Uhr war der nächste Einsatz, wiederum drehte es sich um einen Wasserschaden in einem Keller im Lerchenweg 7. Diesen Einsatz nahm sich die Besatzung vom TLF und RW an. Die Gruppe vom LF rückte gleichzeitig aufs Horn aus, um eine abgestürzte Person zu retten. Nach kurzem Verschnüren auf der Schleifkorbtrage wurde die verletzte Person aus dem Wald gerettet und auf dem Grillhüttenparkplatz medizinisch erstversorgt. Natürlich simulierte die verletzte Person ihre Schmerzen nur und es konnte zum Abmarsch geblasen werden. Die Mannschaft, die mit dem Wasserschaden zu kämpfen hatte kehrte gegen 19:37 Uhr wieder zum Feuerwehrhaus zurück. Die LF-Besatzung, die die verletzte Person rettete, kam eine viertel Stunde später wieder zurück.
Nun versammelten sich alle im Aufenthaltsraum um gemeinsam Abend zu Essen. Das Küchenteam servierte uns angebratene Maultaschen mit Salat. Wir hatten nach den beiden Einsätzen wieder Zeit uns zu erholen und wurden erst um 21 Uhr zum nächsten Hilfeleistungseinsatz gerufen. Eine verletzte Person war im Gewann Karlsdeich unter einem Fahrzeug eingeklemmt. Dieser Einsatz stellte sich schwieriger heraus als angenommen, denn die „Einsatzleitung“ hatte den aufgelockerten Boden auf dem Feldweg nicht mit eingerechnet.
Durch die leichte Dämmerung wurde zuerst Beleuchtung aufgebaut, und der Traktor mit dem Hebekissen unterbaut und angehoben. Zur Unterstützung des Hebekissens wurden noch zwei hydraulische Büffelwinden eingesetzt. Nachdem der Traktor angehoben war, wurde die verletzte Person gerettet und medizinisch betreut bis der Notarzt eintraf. Nach gelungenem Einsatz wurde die Unfallstelle geräumt und alle trafen gegen 22 Uhr wieder im Feuerwehrgerätehaus ein.
Nun war es soweit, man erwartete ungeduldig den letzten Einsatz. Um 22:48 Uhr wurde zu diesem alarmiert. Es handelte sich um einen Flächenbrand im Gewann Kreusslen. Der komplette 2. Zug rückte wieder aus, um die Flammen zu bekämpfen. Am Einsatzort angekommen wurden schnell 3 C-Rohre aufgebaut und dem Feuer zur weiteren Ausbreitung Einhalt geboten. Um 23:02 Uhr wurde über Funk zur Leitstelle „Feuer schwarz“ gemeldet. Mit der Wärmebildkamera wurde noch einmal über den Brandherd geschaut um sich zu vergewissern, dass es sich nicht mehr selbst entzünden kann. Der 1. Zug fuhr mit dem MTW nach, sie durften „Schaulustige“ spielen. Gegen 23:26 Uhr waren beide Züge wieder daheim und die letzten Minuten der 24-Stunden-Schicht klangen aus.
Kurz nach 0.00 Uhr fielen die Ersten gleich müde ins Bett. Am Sonntag wurden wir gnädigerweise erst um 8.45 Uhr geweckt. Um 9.00 Uhr gab es ein letztes Frühstück. Nach der morgendlichen Stärkung wurden die Schlafräume ausgeräumt und das komplette Feuerwehrhaus, das DRK-Heim und die Fahrzeuge geputzt. Gegen 12 Uhr hatten wir es geschafft und gingen müde aber glücklich nach Hause. Alles in allem war das Wochenende ein voller Erfolg und wir freuen uns auf ein nächstes Mal.
Ein großes Dankeschön geht an unsere aktiven Kameraden für das Vorbereiten der Einsätze und die tolle Unterstützung über das gesamte Wochenende, an das DRK für die Bereitstellung ihrer Räume, an die Bäckerei Weigel für die zusätzliche Ration Brezeln und an das Küchenteam für das gute Essen.
Fotos: Feuerwehr Oberderdingen