22.10.2021 - Abschlussübung "Technische Hilfeleistung": Person unter landwirtschaftlichem Arbeitsgerät eingeklemmt!

Details
Veröffentlicht: Freitag, 22. Oktober 2021 22:54
Geschrieben von MW
Zugriffe: 3461

Oberderdingen. Zur ersten Einsatzübung ohne Einschränkung der Mannschaftsstärke seit der Coronazwangspause vor über eineinhalb Jahren trafen sich die Mitglieder der Einsatzabteilung Oberderdingen am Freitag, 22.10.21 abends im Rahmen des wiederaufgenommenen, regulären Übungsdienstes. Für die Abschlussübung der Unterrichtseinheit „Technische Hilfeleistung“, welche in den vergangenen Wochen noch mit mehreren kleineren Gruppen durchgeführt wurde, hatte sich die Übungsleitung ein besonderes Szenario ausgedacht und realitätsnah vorbereitet. Übungsannahme war demnach ein Personenunfall bei der Weinlese in einem Weinberg im "Mittlerer Rahmen" im Gewann „Bremich“. Hierbei sollten die zuletzt erlernten Techniken "Sichern von Unfallfahrzeugen" und "Retten über eine schiefe Ebene" einsatzreal geübt werden.

Laut Übungsdrehbuch kam ein Erntehelfer durch unglückliche Umstände unter einen von einem Traktor gezogenen Traubenvollernter. Die Person war dabei mit dem kompletten Beinbereich zwischen der Hinterachse des Traktors und der Achse des Vollernteanhängers eingeklemmt worden. Die Person – ein Übungsdummy – wurde dafür realistisch mittels hydraulischer Werkzeuge unter dem Fahrzeug eingeklemmt.

Der Rettungsdienst, bei der Übung durch Mitglieder der Notfallhilfe des DRK-Ortsvereins Oberderdingen vertreten, war die ersteintreffende Einheit und kümmerte sich bereits um die medizinische Erstversorgung des Patienten.

Nach dem Eintreffen der Feuerwehr, zunächst mit dem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 20 und dem Einsatzleitwagen ELW 1, kümmerten sich Einsatzkräfte zuerst um die Unterstützung des Rettungsdienstes sowie um die Sicherung des Fahrzeuggespanns. Hierbei kam im weiteren Verlauf auch die Seilwinde des Rüstwagens mit einer Umlenkrolle zum Einsatz.

Der Rettungsdienst / Notarzt stellte im Verlauf ein Polytrauma (lebensbedrohliche Mehrfachverletzung) am Verletzten fest, sodass eine schnellstmögliche Sofortrettung durchgeführt werden musste. Nachrückende Kräfte mit dem Löschgruppenfahrzeug LF 16/20 übernahmen die Vorbereitung der Rettungsmaßnahmen. Hierbei kamen zum Anheben des Vollernters in den engen Rebengassen pneumatische Hebekissen mit entsprechend begleitenden Sicherungsmaßnahmen durch unterbauen von Rüstholz zum Einsatz. Mit einem Rettungsbrett konnte die verunfallte Person schließlich unter dem Anhänger herausgezogen werden

Nach der Befreiung des Patienten erfolgte dessen Transport im steilen Weinberg dann in einer per Muskelkraft seilgezogenen Schleifkorbtrage über eine aus Leiterteilen aufgebaute, sog. "Schiefe Ebene" nach oben zum Wirtschaftsweg, wo ein Rettungswagen zur Übernahme bereitstand. Weitere parallel durchgeführte Maßnahmen waren seitens der Feuerwehr das Ausleuchten der Einsatzstelle am Hang sowie die Sicherstellung des Brandschutzes.

Die Einsatzleitung um den stellvertretenden Abteilungskommandanten Markus Weisert war im Einsatzleitwagen neben den üblichen Tätigkeiten wie beispielsweise der Einsatzkoordination und Dokumentation zudem damit beschäftigt, einen Hubschrauberlandeplatz für den aufgrund der Schwere der Verletzungen angeforderten und fiktiv eintreffenden Rettungshubschrauber zu organisieren. Darüber hinaus hatte die Besatzung die Aufgabe, fahrzeugspezifische Daten zum Traktorgespann wie die Masse der Fahrzeuge, die Mengen an Betriebsstoffen Öl/Diesel, etc. zu ermitteln. Außerdem gehörte die eingespielte Nachforderung weiterer Kräfte der beiden anderen Abteilungen der Gesamtwehr, der Notfallseelsorge usw. über die Leitstelle zu den weiteren Maßnahmen im Einsatzleitwagen. Bei der Übung wurde die Leitstelle für Übungsgespräche durch einen Mannschaftstransportwagen samt Besatzung dargestellt.

In der abschließenden Nachbesprechung konnten die Lernziele der Übung gemeinsam aufbereitet werden, um für künftige Einsätze mögliche Verbesserungen aufzuzeigen. Besondere Herausforderungen der Übung waren vor allem die beengten Platz- und Sichtverhältnisse innerhalb der Weinbergreihen sowie auch die steilen und schwierigen Geländeverhältnisse.

DANKESCHÖN:

 

Fotos: T. Proissl, P. Scherer (Feuerwehr Oberderdingen)